Der Papst hat Geburtstag und alle schreiben darüber. Nicht einmal die ärgsten Gegner können ihn noch totschweigen. Jetzt hat sogar der Spiegel – nicht gerade als vatikanfreundlich bekannt – eine Papstkolumne eingerichtet. Und an seinem Erscheinungstag schlägt das Ratzinger-Buch über Jesus sogar Harry Potter bei den Buchverkäufen.

Die Protestanten tun mir als ehemaligem Mitglied fast schon leid. Keiner nimmt sie mehr ernst. Sie haben ja auch kaum noch Selbstbewusstsein. Sie quengeln, wenn der Papst sie bei einem Deutschlandbesuch nicht einlädt (Luther dreht sich in Grab herum!) Sie beklagen sich, weil die Katholiken bei der Einheitsübersetzung der Bibel nicht auf die Mitsprache Roms verzichten wollen und stattdessen lieber getrennt übersetzen. Luther wäre das sicher egal.

Protestanten fallen vor allem dadurch auf, dass sie ihren Glauben selbst nicht mehr ernst nehmen. Wie sonst wäre der Versuch zu erklären, aus einem der größten Geschichtswerke der Menschheit eine politisch korrekte Soziologen-Version zu machen? (Luther dreht sich schon wieder im Grab herum.)

Ich will gerecht sein: Die katholische Kirche passt einfach zum Leitmedium Fernsehen. Die Meldungen lassen sich immer wieder auf eine Person zurückführen. Der Papst ist eine ähnlich gute Medienfigur wie die Queen. Und auf Inszenierungen versteht sich der Vatikan auch. Dagegen sind die Protestanten dröge Buchstabenfresser ;-)

So sah es auch in der Tagesschau am Abend des Ostersonntags aus: ein Filmbericht über die Feierlichkeiten in Rom, dann ein Filmbericht über die Feierlichkeiten in Deutschland mit Kardinal Lehmann und noch ein Filmbericht über die orthodoxe Kirche. Irgendwo dazwischen verlas die Sprecherin drei Sätze von Bischof Huber, ohne Film, nur mit einem (fernsehtechnisch gesehen langweiligen) Foto des Bischofs.

Was soll aus ihnen werden?