Jedes Jahr zum Ramadan gibt es in arabischen TV-Sendern Fernsehserien speziell zu diesem Anlass. Sie boten auch immer wieder Anlass zur Kritik: Von israelischer Seite wurden den Sendungen vorgeworfen, antisemitisch zu sein.

Dieses Jahr sei das anders, schreibt Andrea Nüsse in der Frankfurter Rundschau.

Eine islamistische Gruppe forderte die Absetzung der in Jordanien gefilmten Serie Die Straße nach Kabul, welche die Liebesgeschichte einer Afghanin erzählt, die sich in London in einen Araber verliebt und mit ihm in ihre Heimat zurückkehrt. Dabei wird die Geschichte Afghanistans seit der sowjetischen Besatzung und anschließend unter der Herrschaft der Taliban erzählt. Die Unterdrückung der Frauen in dieser Zeit kommt dabei ebenso zur Sprache wie interne Streitigkeiten unter den Taliban-Fraktionen.

Das war islamischen Fundamentalisten offenbar zuviel. Eine bisher unbekannte Gruppe bedrohte alle an der Produktion Beteiligten und die Serie wurde abgesetzt.

Der Vorfall zeigt, wie groß die Macht selbst völlig unbekannter, aber gewaltbereiter islamistischer Gruppen geworden ist. Die Gruppe hat den Film nicht gesehen und warnt nur davor, dass sie alle Beteiligten verfolgen werde, „falls etwas anderes als die ,ehrbare Realität der Taliban'“ gezeigt würde. Die kann getrost als „intellektueller Terrorismus“ bezeichnet werden – so hatten arabische Medien vor zwei Jahren auch die israelische Kritik an der ägyptischen Ramadan-Serie Reiter ohne Pferd bezeichnet.