Seit dem 15. Mai ist im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe die Ausstellung „X für U – Bilder, die lügen“ zu sehen.

In der Ausstellung geht es um Bilderfälschungen aus dem 20 Jahrhundert bis zur Gegenwart. Das aktuellste Beispiel stammt aus dem Jahr 2003 und zeigt zwei US-Soldaten und einen verletzten irakischen Soldaten: Auf dem Original sind zwei US-Soldaten zu sehen, die sich um einen offensichtlich verletzten irakischen Soldaten kümmern. Der linke Soldat trägt eine Waffe, deren Mündung auf den Iraker gerichtet ist, zumindest sieht es aus der Perspektive der Kamera so aus. Der zweite amerikanische Soldat gibt dem Verletzten aus einer Feldflasche zu trinken. Die Amerikaner versorgen hier also einen verletzten irakischen Soldaten.

Nun wird das Bild zerlegt. Wer ein antiamerikanisches Bild will, zeigt nur den linken Teil: Dann bedroht ein US-Soldat einen schon am Boden liegenden Iraker mit der Waffe. Der amerikanischen Bildpropaganda wäre wohl die rechte Hälfte lieber: Der edle Amerikaner hilft dem verletzten Gegner.

Die Ausstellung geht über reine Kriegspropagandabilder hinaus: Comics gehören genauso dazu wie Werbung, Satire und die Klatschblätter mit ihren oft stümperhaften Fotomontagen von Prominenten. Da haben Prinzessinnen schon mal ihr Baby im Arm, bevor es geboren ist.

Auflagensteigerung ist genau sooft Motiv für die Fälschungen wie schlichte Propaganda. Da gibt es das Foto eines ermordeten Mafioso, dessen Kopf in einer Blutlache liegt. Das war dem Redakteur offensichtlich noch nicht genug: Er fügte noch der Leiche und der Wand hinter ihr noch große Einschusslöcher hinzu. Und es war nicht die Bildzeitung, sondern der Spiegel.

Auch deutsche Landesregierungen ändern gelegentlich störende Details auf Fotos. Die thüringische Regierung entfernte aus einer Aufnahme, die Kohl, Clinton und den Ministerpräsidenten Vogel vor einem Platz voller Menschen zeigt, das Plakat eines Demonstranten: „Ihr habt auch in schlechten Zeiten dicke Backen“ war darauf zu lesen. Das passte natürlich nicht in eine Selbstdarstellungsbroschüre des Landesregierung.

Die Ausstellung blickt auch in die Zukunft: Digitale Bildbearbeitung wird die Menge der Fälschungen noch steigen lassen. Andererseits: Bald wird fast jeder irgendeine Art von Digitalkamera haben und dann auch Bilder auf dem heimischen PC ansehen und bearbeiten. Je mehr Menschen wissen, wie einfach Bilder zu fälschen sind, desto kritischer wird der Umgang mit ihnen werden. Ich hoffe das jedenfalls.

Der Ausstellungskatalog ist im Bouvier Verlag erschienen.