Als Ergänzung und Reaktion Raus auf die Kritik das Interview Raus in der Welt am Sonntag:

WamS: Wie können die unterschiedlichen Kulturen und Religionen in Deutschland besser zueinander finden?

Rau: Durch den Dialog miteinander. Aber das Problem dabei ist, dass man immer nur die Gutwilligen an einen Tisch bekommt. Die Fundamentalisten sind nicht gesprächsbereit – weder muslimische noch die christlichen oder jüdischen. Wir dürfen Toleranz nicht mit Beliebigkeit verwechseln. Für einen erfolgreichen Dialog muss man eine Überzeugung haben, zu der man steht. Und den Menschen, die zu uns kommen, müssen wir deutlich machen: Unsere Integrationspolitik ist ein Angebot, auf den Boden des Grundgesetzes zu kommen. Das heißt, wer zu uns kommt, darf seine kulturelle Tradition, seinen persönlichen Glauben mitbringen, aber er darf nicht die Frauen herabwürdigen, die Meinungsfreiheit infrage stellen. Es gibt bei uns Grundrechte, die müssen für alle gelten, und die müssen auch alle respektieren.

WamS: Was bedeutet das im Hinblick auf den aktuellen Streit um das Kopftuch in Schulen? Sie haben mit Ihren Äußerungen dazu ja auch Kritik erfahren …

Rau: Ja, allerdings hat mancher Kritiker offenbar nur die Überschriften gelesen. Ich habe mich ja nicht für oder gegen Kopftuch tragende Lehrer ausgesprochen. Ich weise allerdings darauf hin, dass die Entscheidungen, die jetzt in den Ländern dazu getroffen werden, auch konsequent sein sollten. Das heißt: Wenn man das Kopftuch als religiöses Erkennungszeichen an Schulen verbietet, kann man die Mönchskutte nur schwer verteidigen. Unsere Verfassung gebietet eine Gleichbehandlung der Religionen im öffentlichen Raum, also auch in den Schulen. Damit wird ja nicht unser christliches Erbe infrage gestellt. Ob wir weiterhin ein christlich geprägtes Land bleiben, hängt nicht davon ab, wie viele Menschen in Schulen welche Bekleidung tragen. Das hängt allein davon ab, wie viel überzeugte und glaubwürdige Christen es in unserem Land gibt.

Und vielleicht noch einmal zur Klarstellung: Ich zähle mich nicht zu den Christen.
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