Schlagwort: Kirche

Bibel der Atheisten

Weiter im „Steinernen Herzen“. H. sagte gestern Abend, das „Steinerne Herz“ sei so etwas wie die Bibel der Atheisten. Und meinte das – wie so manches – wohl nicht so ganz ernst. Er könnte aber recht haben, denn so lässt Schmidt sein Alter Ego Walter Eggers sprechen:

»Erlauben Sie mir, ein System abzulehnen, das unter anderen fundamentalen Institutionen auch ein Super-KZ vorsieht !« (Der ihre ‹Ewige Hölle› ! : welches Verbrechen, das Menschen überhaupt begehen können, wäre so groß, daß es ‹ewig› bestraft werden müßte ? ! Wenn überhaupt Einer rein gehört, ist es Gott : wegen seiner feinen Schöpfung !)

»Gott verflucht Adam : Warum ? : Weil er Obst gegessen hat ! ! : das muß sich einer mal vorstellen !«. Ich bummelte entrüstet hinter moi her, und raus ausm Schloß : iss ja unsagbar traurig !

Oft genug scheint mir Schmidt aber doch an einen Gott zu glauben, wenn auch an keinen guten. Man lese „Leviathan“.

Gebet und Meditation

Morgenlektüre in der U-Bahn und etwas gelernt über den Unterschied zwischen Beten und Meditieren. Und warum das eine in nach Selbstverwirklichung strebenden Kreisen so beliebt ist.

Lorenz Jäger schreibt in „Ausfahrt der bösen Geister“ über die erneute Verhaftung Verena Beckers. Sie steht unter dem Verdacht, den von der RAF entführten Siegfried Buback erschossen zu haben:

Nach Presseberichten waren für die Verhaftung auch Notizen von Belang, in denen sich Verena Becker fragte, ob sie für Buback beten und wie sie sich mit dem Thema Schuld auseinandersetzen solle.

Wie schief und lächerlich wäre es doch gewesen, hätte sie etwa angegeben, für Buback meditieren zu wollen.

Wer solche Theologen hat

Aus dem Freitag von letzter Woche:

Die Erkenntnis der modernen Hirnforschung ist, dass unsere geistigen Leistungen die Folge von neuronalen Prozessen sind. Die Erkenntnis des Naturgesetzes, dass jede Kommunikation mit dem Austausch von Energie verbunden ist, widerspricht der Vorstellung eines „Heiligen Geistes“ als immaterieller Entität, die von außen mit dem menschlichen Gehirn kommunizieren könne. Insofern sind die durch die Kirchengeschichte präsenten Bilder zu schlicht, wonach das Wirken des Heiligen Geistes die Entscheidungen von Kirchenfunktionären und Kirchenversammlungen bestimme.

Aus diesem Wissen heraus muss auch das Bild von der „Offenbarung“ Gottes neu gedeutet werden. Der Theologe Othmar Keel formuliert es so: „Psychologisch kann man die entscheidenden Momente als intuitiv kreative Akte, religiös als Offenbarungen verstehen.“ So gedeutet können das auch Naturwissenschaftler akzeptieren.

In dem Artikel geht es um die Frage, ob der Kreuzestod Jesu nun ein Opfertod war oder nicht. Ich verstehe zu wenig von Theologie, um da mitreden zu können.

Dagegen macht mich der Satz „So gedeutet können das auch Naturwissenschaftler akzeptieren.“ sehr nachdenklich.

Religiös darf also nur noch wahr sein, was Naturwissenschaftler akzeptieren? Wie soll das funktionieren?

Die Hirnforschung als aktuelle Hype-Wissenschaft muss natürlich auch dabei sein. Vor zehn Jahren wäre es wohl die Genforschung gewesen. Und noch davor galt als nahezu sicher, dass der Mensch nur von der Gesellschaft geformt wird.

Wie können solche Theologen überhaupt noch das Glaubensbekenntnis sprechen? Da stimmt dann doch hinten und vorne nichts mehr. Es zu ändern, wäre die logische Konsequenz.

Aktuell müsste es dann wohl heißen: „Ich glaube an die feuernden Neuronen, die Synapsen und die Neurotransmitter“?

Kirchen mit  solchen Theologen brauchen keine Atheisten mit Buskampagnen, um überflüssig zu sein.

Zweifel II

Ich zweifle ja schon an meinem Atheismus oder genauer: Agnostizismus.

Aber dann kommt mir so etwas wie die Wundertätige Medaille ins Browserfenster. 

Ein Stück Blech, das wunderbare Dinge bewirken soll? Muss ich das wirklich glauben? Und eine Hasenpfote bringt mir dann auch Glück?

Wie ernst wird so etwas in katholischen Kreisen genommen? Bei Radio Horeb gab es heute eine Sendung dazu. Und der Sender wird immerhin vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofkonferenz empfohlen.

Zweifel

Heute vor drei Jahren starb Papst Johannes Paul II.

Erstaunlich, dass ich hier darüber schreibe. Vor fünf Jahren bin ich aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Ich hatte einige Jahre brav Kirchensteuer gezahlt, wenn auch ohne Überzeugung. Hundertprozentiger Atheist war ich noch nicht geworden, trotzdem sollte endlich eine Entscheidung her, ein für alle Mal: gläubig oder nicht?

Ich trat aus, auch wegen des Geldes. Noch auf der Behörde war ich unsicher, aber ich hatte mich nun schon einmal auf den Weg gemacht, nun brachte ich es auch zu Ende.

Und es passierte ja auch nichts, wirklich nichts. Die Kirche hätte ja wenigstens noch einen Brief schreiben können, in dem sie ihr Bedauern ausdrückt?

Ich war trotzdem erleichtert und wollte mich von nun an nicht mehr um das Thema kümmern.

Pustekuchen. Spätestens seit dem Tod Johannes Pauls II. ist das Thema wieder da. Und auch der Wahl Benedicts. Als feststand, dass ein neuer Papst gewählt war, stieg ich gerade aus der U-Bahn-Station herauf und auf dem Weg nach Hause läuteten die Glocken der kleinen katholischen Kirche in der Straße hinter unserem Haus. Und ich ging schneller als sonst nach Hause und schaltete den Fernseher ein.

Eingetreten bin ich immer noch nicht wieder – weder in meine alte Kirche, noch in die katholische. Als gläubig würde ich mich auch immer noch nicht bezeichnen. Aber ich zweifle wieder an meinem Atheismus und verfolge aufmerksam, was in der Kirche passiert.

Manches erstaunt mich. Der katholische Religionslehrer, für den alles nur symbolisch ist. Ein Schützenverein hat auch Symbole, beansprucht aber keinen Sitz in den Ethikkommissionen dieser Republik.

Der, ja, ich muss es so nennen, Hass, den einige in meinem Freundeskreis auf die katholische Kirche haben, erschreckt mich. Ein Eintritt in die Kirche, zumal die katholische, wäre ein soziales Experiment.

Glaubte ich an Zeichen, hätte der Rosenkranz, den ich beim letzten Gräueljulklapp „gewonnen“ habe, mich sicher schon längst in die Kirche gebracht.

Die Frage ist wieder offen und eine Entscheidung muss langsam fallen. Ich will sie nicht erst in der sprichwörtlichen letzten Sekunde fällen. Keine Ahnung, was das jetzt genau heißt.