Ich bin schon fast 40. Ich weiß noch, was das Mausnetz war, ich hatte einen Zugang zum Comlink-Mailboxnetz.

Ich lebte auf dem Land. Internetzugang war unbezahlbar. Dann kam AOL und der Internetzugang kostete nur noch zehn Pfennige in der Minute. Plus Telefongebühren selbstverständlich.

Das war die Zeit der geschlossenen Onlinegesellschaften. Kunden von CompuServe lebten auf einem anderen Planeten als Nutzer des Mausnetzes.

Irgendwann funktionierte wenigstens E-Mail. Es war nicht selbstverständlich, dass ein AOL-Kunde an einen BTX-Teilnehmer eine E-Mail schreiben konnte.

Mit „dem Internet“ kam der große Vereinheitlicher, offene Standards setzten sich durch. E-Mail-Adressen sahen alle gleich aus. Jeder konnte mit jedem kommunizieren und auch jeder für jeden Inhalte ins Netz stellen.

Schon kam der Kommerz und mit ihm wieder die ersten Zäune: Instant Messaging. Der erste große Anbieter war ICQ, aber auch bei AOL konnte man sich schnelle Nachrichten schicken. Bis heute leben die Nutzer dieser Systeme in verschiedenen Welten. Manche in mehreren, um ja mit jedem reden zu können.

Jetzt sind Facebook, Xing, Twitter, StudiVZ, Flickr und wie sie alle heißen hinzugekommen. Alles schön umzäunte Communities. Mancher dieser Dienste beherrscht sein Segment so sehr, dass er fast alternativlos ist. Wer bei einem solchem Dienst in Ungnade fällt, ist weg, der existiert online nicht mehr.

Zwischen Xing und Facebook fließen nicht einmal E-Mails. Geschlossene Gesellschaft. Warum tun wir uns das an? Sind die Internetnutzer so vergesslich, dass sie nichts aus der Geschichte lernen? Wo ist die Wertschätzung von offenen Schnittstellen hin? Wohin die Wertschätzung von freier Kommunikation?

Sicher, es gibt Versuche, Schnittstellen zum Datenaustausch zwischen den einzelnen Diensten zu schaffen. Aber das sind Allianzen von Geschäftspartnern. Die eine gegen die andere. Am Ende wird man eben dem Opensocial-Netz von Google oder wer weiß wem angehören.

Wir sollten nicht aufhören, solche Dienste zu nutzen. Aber wir sollten uns immer klar sein, dass diese Dienste von einem Moment auf den anderen verschwinden können. Weg sind die Daten, die Kontakte, das gesammelte Wissen.

Da hilft nur: Wenigstens eine zuverlässige E-Mail-Adresse auch weiter fleißig benutzen. Eine Homepage, ein Weblog auf einer eigenen Domain haben. Dann ist man im Fall des Falles auch zu finden. Communitydienstleister benutzen, aber sich nicht auf sie verlassen.