Monat: Juni 2008

Bleib erschütterbar

Wenn es die Augen zuklappt,
geht die Erde unter,
sind die Sterne aus.

(Aus: Phönix voran!)

Peter Rühmkorf, gestorben 8. Juni 2008)

Katerstimmung

Gestern noch auf einen deutschen Obama gehofft.

Heute der ernüchterne Gedanke: Er könnte auch aus der braunen Ecke kommen?

Wo ist der deutsche Obama?

Gerade strahlte Phoenix ein Filmportrait über Barack Obama aus. Welch ein Unterschied in der Politik!

Obama, aber nicht nur er, bringt Zehntausende zu seinen Wahlversammlungen, die sich für ihren Kandidaten begeistern: Graswurzelbewegungen im Internet, Initiativen vor Ort, bereitwillige Spender.

Schon der amerikanische Vorwahlkampf ist ein Schaulaufen für die Demokratie.

Und in Deutschland? Nur Politikfrust, den Parteien laufen die Wähler davon und die Wahlbeteiligung sinkt ständig.

Die SPD braucht einen Barack Obama und eine Hillary Clinton. Und wir brauchen einen internen Vorwahlkampf, auch wenn wir in Hamburg schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Leider ist kein sozialdemokratischer Obama in Sicht. Mit Frank-Walter Steinmaier oder Peer Steinbrück höchstens einen John McCain. Und so wie McCain mit der Regierung Bush belastet ist, sind die beiden zu sehr mit der Regierung Schröder belastet.

Gesine Schwan könnte die sozialdemokratische Hillary Clinton sein. Aber wo ist der junge Kandidat (oder auch Kandidatin), der den „Wechsel“ verkörpern kann? Auch die Linkspartei hat so jemanden nicht. Was immer auch an den Stasivorwürfen dran ist, Gysi ist zu belastet.

Und Lafontaine treibt nur selbstzufrieden die anderen Parteien vor sich her, verkörpert aber auch kein attraktives Gegenprogramm.

Vielleicht fällt in der SPD ja noch jemand auf. Vielleicht jemand, der keine Erinnerungen an Schröder weckt? Die SPD hat bei Umfrageerebnissen von ungefähr Prozent nichts zu verlieren, warum sollte sie nicht einfach einen ganz neuen Kandidaten bringen? Andrea Nahles? Andrea Ypsilanti? Warum nicht?

Welche Helfer fallen ist egal

Manchmal sind es eher die Randereignisse, die mir klarmachen, dass ich immer noch in der richtigen Partei bin.

Franz Müntefering zum Buch „Helfer fallen nicht vom Himmel“, in dem auf die eine oder andere Weise gesagt wird, Helfen allein reiche nicht, erst die richtige spirituelle Motivation mache eine runde Sache daraus:

Aber den Hungrigen ist es egal, muss es egal sein, ob sie eine wertrationale oder eine zweckrationale Schüssel Reis bekommen. Ein Medikament von einem Katholiken oder von einem Agnostiker. Oder ein tröstliches Gespräch. Da schwingt mir zu sehr der Gerechte mit, der richtig helfen will und wo der Arme schnell zum Mittel zum Zweck wird. Ein hartes Wort, ich weiß.

Es gibt eben kein richtiges und falsches Helfen. Entscheiden ist, um einmal Altkanzler Kohl zu zitieren, was hinten rauskommt.

Herausgeber des Buches ist Paul Josef Kardinal Cordes. Verspürt die katholische Kirche zu viel Rückenwind in letzter Zeit, wenn sie jetzt die Motive nichtreligiöser Helfer als minderwertig denunziert?

(Quelle ist ein Artikel von Christian Geyer in der FAZ vom 2.6.2008. Ich würde auch einen Link setzen, wenn der Text der frei verfügbar wäre.)

Videos bei Youtube: Teil1, Teil2