Heute vor drei Jahren starb Papst Johannes Paul II.

Erstaunlich, dass ich hier darüber schreibe. Vor fünf Jahren bin ich aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Ich hatte einige Jahre brav Kirchensteuer gezahlt, wenn auch ohne Überzeugung. Hundertprozentiger Atheist war ich noch nicht geworden, trotzdem sollte endlich eine Entscheidung her, ein für alle Mal: gläubig oder nicht?

Ich trat aus, auch wegen des Geldes. Noch auf der Behörde war ich unsicher, aber ich hatte mich nun schon einmal auf den Weg gemacht, nun brachte ich es auch zu Ende.

Und es passierte ja auch nichts, wirklich nichts. Die Kirche hätte ja wenigstens noch einen Brief schreiben können, in dem sie ihr Bedauern ausdrückt?

Ich war trotzdem erleichtert und wollte mich von nun an nicht mehr um das Thema kümmern.

Pustekuchen. Spätestens seit dem Tod Johannes Pauls II. ist das Thema wieder da. Und auch der Wahl Benedicts. Als feststand, dass ein neuer Papst gewählt war, stieg ich gerade aus der U-Bahn-Station herauf und auf dem Weg nach Hause läuteten die Glocken der kleinen katholischen Kirche in der Straße hinter unserem Haus. Und ich ging schneller als sonst nach Hause und schaltete den Fernseher ein.

Eingetreten bin ich immer noch nicht wieder – weder in meine alte Kirche, noch in die katholische. Als gläubig würde ich mich auch immer noch nicht bezeichnen. Aber ich zweifle wieder an meinem Atheismus und verfolge aufmerksam, was in der Kirche passiert.

Manches erstaunt mich. Der katholische Religionslehrer, für den alles nur symbolisch ist. Ein Schützenverein hat auch Symbole, beansprucht aber keinen Sitz in den Ethikkommissionen dieser Republik.

Der, ja, ich muss es so nennen, Hass, den einige in meinem Freundeskreis auf die katholische Kirche haben, erschreckt mich. Ein Eintritt in die Kirche, zumal die katholische, wäre ein soziales Experiment.

Glaubte ich an Zeichen, hätte der Rosenkranz, den ich beim letzten Gräueljulklapp „gewonnen“ habe, mich sicher schon längst in die Kirche gebracht.

Die Frage ist wieder offen und eine Entscheidung muss langsam fallen. Ich will sie nicht erst in der sprichwörtlichen letzten Sekunde fällen. Keine Ahnung, was das jetzt genau heißt.