Jahr: 2007

Wohlstandsecke

Rangin Dadfar Spanta, Außenminister Afghanistans, im Gespräch mit der TAZ:

Zunächst einmal braucht die afghanische Bevölkerung das Bekenntnis, dass Deutschland seine Verpflichtungen für die Stabilität des Landes erfüllt. Das schließt die Fortführung von Isaf, Tornados und der Beteiligung an OEF ein. Und der Polizeiaufbau muss fortgesetzt werden.

Spanta ist noch Mitglied bei den Grünen. Jetzt will er austreten, sollten die Grünen tatsächlich gegen eine Verlängerung des Bundeswehr­einsatzes in Afghanistan stimmen. 

Er wirft den Grünen mangelnde Solidarität vor: 

Doch mit dem Beschluss von Göttingen zieht sich die Partei in eine Wohlstandsecke zurück, aus der sie blauäugig verkündet, es sei hilfreich, die Afghanen mit ihrem Terrorismusproblem alleinzulassen. Das ist die Entsolidarisierung der grünen Außenpolitik.

Welch verheerenden Eindruck hinterließe der Westen in der islamischen Welt, wenn er sich jetzt einfach zurückzöge!

Wie ticken Sozis?

Johannes Jung ist Sozialdemokrat und Mitglied im BND-Untersuchungsausschuss. Dieser Ausschuss lässt wegen Geheimnisverrats auch gegen zahlreiche Journalisten ermitteln. In der Frankfurter Rundschau nimmt er dazu Stellung.

Stört es Sie denn, dass Journalisten nun Ziel der Ermittlungsbehörden geworden sind?

Pressefreiheit stelle ich mir anders vor…

Das war der Sonntagsredenteil für den Grundsatzprogrammparteitag.

…aber ich kann die Aufregung auf Medienseite auch nicht ganz verstehen. Die Damen und Herren Journalisten, die den Ausschuss seit über einem Jahr begleiten, fischen nach allen möglichen Dokumenten. Und in der Berichterstattung wird auch das letzte, sattsam bekannte Detail zur Sensation aufgeblasen.

Und nun zur realen Politik für den Rest der Woche. Journalisten fischen (im Trüben?) nach allen möglichen Dokumenten. Ungeheuerlich so etwas. Brave Journalisten reichen natürlich nur Presseerklärungen durch. Oder geben in Interviews Stichworte. Und sogar über sattsam bekannte Details schreiben die!

Mitunter konnte ich Auszüge aus geheimen Akten schon im Internet lesen, bevor der Ausschuss sie überhaupt erhalten hat.

Dieses Internet muss sofort verboten werden!

Ich habe leider den dramatischen Eindruck, dass wir hier weit weg sind von Aufklärung und investigativem Journalismus. Es geht hier um Auflagensteigerung und die Zahl der Klicks auf Websites.

Merke: Aufklärung ist, wenn es keinen interessiert.

Die betroffenen Journalisten können doch ganz gelassen bleiben. In der Sache wird bei den Ermittlungen gegen Journalisten am Ende sowieso nichts herauskommen.

So wie auch Larissa Arap im Russland des „lupenreinen Demokraten“ (Gerhardt Schröder) Putin in der Psychiatrie nichts passieren wird?

Im Ausschuss wurden ja auch allgemein zugängliche Dokumente als vertraulich gestempelt. Das scheint seltsam, hat aber dennoch Sinn. Schließlich können auch Dinge, die veröffentlicht wurden, als geheim eingestuft sein.

Wer aus diesen öffentlich zugänglichen geheimen Dokumenten zitiert, bekommt Besuch vom Staatsanwalt.

Und da fragt sich die SPD noch, warum sie bei 25 Prozent rumkrebst? Wer solche Mitglieder hat, braucht keinen politischen Gegner.

Warum ich ausgerechnet auf die SPD schimpfe? Weil ich von ihr immer noch (ja, immer noch!) etwas erwarte. Von der Schäuble-CDU erwarte ich ja schon gar nichts mehr.

Spekulation

Was werden Politker wie Schäuble erst fordern, wenn in Deutschland tatsächlich einmal ein Anschlag gelingt?  Sofortige Erschießung aller Moslems? Opposition in die Lager?

Viel kann ja nicht mehr kommen.

Gruselig.

Er hätte sie selbst legen müssen

Wenn die dilettantischen Bombenleger von London nicht gewesen wären, Schäuble hätte die Bomben selbst legen müssen.

Es war so absehbar und ist so langweilig: Natürlich fordert Schäuble jetzt mehr Überwachung und schärfere Gesetze. Frau Zypries ziert sich noch ein bisschen. Aber eine kleine Angstkampagne wird es schon richten.

Kanzlerin Merkel sagte gestern, es müsse eine neue Balance zwischen Sicherheit und Freiheit gefunden werden. Klar, wohin sich die Waagschale senken wird.

Die britischen Behörden dürfen manches, von dem Schäuble träumt. Sicherer ist Großbritannien dadurch nicht geworden. Die Bomben sollten nicht das angeblich so unsichere Deutschland treffen.

Überwachungskameras haben keinen einzigen der Anschläge verhindert. Wären die Autos explodiert, hätten die Kameras wunderbare Bilder für die Fernsehnachrichten geliefert. Genau das wollen die Terroristen. Denn es geht nicht um die konkrete Zerstörung. Es geht um die Angst. Und die Sicherheitspolitik, die Schritt für Schritt die freie Gesellschaft abschafft. Eine überwachte Gesellschaft kann nicht frei sein.

Was müsste ein mutiger Politiker heute sagen? Vielleicht, dass es keine Sicherheit vor Anschlägen gibt. Dass wir diese Unsicherheit ertragen müssen, wenn wir weiter in einer freien und lebenswerten Gesellschaft leben wollen.

Wie können wir den Terroristen eine Niederlage bereiten? Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir halten unsere westlichen Werte hoch. Wir ehren weiterhin Intellektuelle aus islamischen Ländern wie zum Beispiel Salman Rushdie. Wir sorgen dafür, dass ihre Bücher erscheinen können. Das wäre doch schon mal ein Anfang.

Das Leben vor dem Internet

Oder: Lachen über Spam.

Dort.

Und so jemand regiert uns

Und entscheidet über Onlinedurchsuchungen von Computern und Internetüberwachung.

Politiker zum Thema Computer und Internet (Video aus dem ARD Morgenmagazin)

Frage an Herrn Ströbele (Der, das sei ihm hoch angerechnet, vernünftige Meinungen zum Thema Überwachung vertritt.):

„Haben Sie einen Computer?“

Antwort: „Ja. Leider ja.“

Und im Internet war er auch schon ein- oder zweimal.

Die anderen sind auch nicht schlauer.

Ergänzung, 2. Juli:

Das habe ich mir zu einfach und zu populistisch gemacht.

Ein Politiker muss nicht selbst im Internet unterwegs sein, er muss nicht einmal einen Computer bedienen können.

Ein Politiker muss in ein Thema einarbeiten können. Er muss die Folgen seiner Entscheidungen einordnen können. Und er muss neue Entwicklungen nach seinen politischen Überzeugungen bewerten, für die ihn seine Wähler gewählt haben.

Herr Ströbele ist ein vorbildlicher Politiker. Er hat keine Ahnung von Computern und Internet, will auch nichts darüber lernen. Er weiß, dass Überwachung gegen Bürgerrechte verstößt. Ob die Regierung Briefe öffnet oder E-Mails überwacht, ist egal. Dass hat Herr Ströbele verstanden. Und für einen Politiker reicht das.

Die anderen Politiker sind vielleicht nicht dümmer. Sie haben nur andere Grundsätze. Herr Schäuble oder Herr Wiefelspütz wollten vielleicht immer schon jeden Bürger ausforschen. Und sie haben begriffen: Jetzt haben sie die Möglichkeit dazu. Für die Details sind andere zuständig. Auch sie verstehen ihr Handwerk. Und sie sind leider auch gewählt. Und in zwei Jahren können wir Politiker mit unseren Grundsätzen wählen.

Ungläubige – Gläubige 11:7

Die Wirtschaftsprüferkammer in Hamburg bestellte gestern neue Wirtschaftsprüfer. Ich konnte als Begleitung einer der glücklichen Kandidaten dabei sein.

Die zukünftigen Wirtschaftsprüfer leisteten einen Eid. Sie konnten ihn mit Gottesformel („So wahr mir Gott helfe…“) oder ohne Gottesformel ablegen.

Ich habe vorher getippt, wie das Verhältnis „mit Gottesformel“ zu „ohne Gottesformel“ wohl sein würde. Meine Vermutung: Zwei Drittel würden mit Gottesformel schwören.

Es kam anders: Sieben schworen mit, elf Wirtschaftsprüfer ohne Gottesformel.

Och nö

Geht das jetzt auch schon unter Linux los? „Registry säubern“?

The other day I stumbled upon this neat tool that helps cleanup your GConf registry, called GConf Cleaner.

E-Mail, Weiterleitungen und Spamfilter

Das sind die Nebenwirkungen der ganzen Spamfilterei. Die hier angegebene E-Mail-Adresse (mail07@andreas-journal.de) wurde nur weitergeleitet, hatte also kein eigenes Postfach.

Manchmal blieben die E-Mails dann in gutgemeinten Spamfiltern hängen und kamen nicht bei mir an.

Das ist jetzt geändert. Ein weiteres Postfach in Thunderbird…

Ende der technischen Durchsage ;-)

Pflicht zum Selbstmord

Professor Robert Spaemann auf kath.net zur Euthanasiedebatte:

Wo das Gesetz es erlaubt und die Sitte es billigt, sich zu töten oder sich töten zu lassen, da hat plötzlich der Alte, der Kranke, da hat der Pflegebedürftige alle Mühen, Kosten und Entbehrungen zu verantworten, die seine Angehörigen, Pfleger und Mitbürger für ihn aufbringen müssen. Nicht Schicksal, Sitte und selbstverständliche Solidarität sind es mehr, die ihnen dieses Opfer abverlangen, sondern der Pflegebedürftige selbst ist es, der sie ihnen auferlegt, da er sie ja leicht davon befreien könnte.

Er läßt andere dafür zahlen, daß er zu egoistisch und zu feige ist, den Platz zu räumen. Wer möchte unter solchen Umständen weiterleben? Aus dem Recht zum Selbstmord wird so unvermeidlich eine Pflicht.

 (Über Lumen de Lumine)

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