Aus dem Nachwort (PDF) zur zweiten Auflage des „Manifest des Evolutionären Humanismus“:

Wie weit die christliche Dogmen- bzw. Selbstverleugnung dabei gehen kann, zeigte kürzlich ein Vortrag eines Verantwortlichen der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin. Dieser versuchte, die im Manifest des evolutionären Humanismus entwickelte Christentumskritik durch einen saloppen Vergleich auf die Schippe zu nehmen: Wer die Bibel heute noch so wortgetreu auslege wie der Autor des Manifests, meinte der EZW-Experte, der verhalte sich ähnlich naiv, wie jemand, der nach der Lektüre von „Hänsel und Gretel“ aufgeregt beim Jugendamt anrufe. Eine schöne Pointe gewiss, doch eines schien der EZW-Experte bei dieser humorigen Attacke völlig übersehen zu haben, nämlich dass er mit diesem Vergleich die Bibel (unfreiwillig?) auf eine Stufe mit „Grimms Märchen“ stellte. Ohne Frage: Einem religionskritischen Freidenker würde eine solche Position gut zu Gesichte stehen, nicht jedoch einem offiziellen Repräsentanten der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD).

Die EKD ist aber keine Institution der wortgetreuen Bibelauslegung. Es ist sehr einfach, Religionskritik auf dieser Basis zu üben. Im Alten Testament finden sich genug Stellen, über die man sich heute als Religionskritiker lustig machen oder sich empören kann, wenn man sie wörtlich auslegt. So weit geht der Hinweis des EZW-Verantwortlichen in die richtige Richtung.

Sollte die EKD aber tatsächlich meinen, die Bibel stünde auf einer Stufe mit „Grimms Märchen“, müsste sie sich schleunigst selbst auflösen. Denn warum sollte ausgerechnet Jesus dann keine Märchenfigur wie der gute Prinz in Dörnröschen sein?