Gestern war es in Eimsbüttel so weit: Dorothee Stapelfeldt und Mathias Petersen stellten sich den Parteimitgliedern.

Der Andrang war groß, kein Wunder, selbst ich Karteileiche habe mich nach langer Zeit einmal wieder auf den Weg zu einer SPD-Versammlung gemacht.

Schlauer bin ich immer noch nicht. Dorothee Stapelfeldt wirkt manchmal etwas zu ruhig. Mathias Petersen gibt sich engagierter, spricht plötzlich laut und versucht, die Leute mitzureißen.

Dem Beifall nach zu rechnen ging es nicht nur mir so. Einen Favoriten konnte ich nicht auszumachen. Die „überwältigende Mehrheit“, die Stapelfeldt auf ihrer Seite sieht, habe ich nicht bemerkt. Wenige Redner äußerten sich eindeutig, darunter Niels Annen für Stapelfeldt.

Programmatisch gab es keine großen Unterschiede.

Beide unterstützen die laufenden Volksbegehren zum Volksentscheid. Glaubwürdig ist das für mich nicht. Ich habe die Hamburger SPD Mitte/Ende der 90er in Wandsbek, genauer im Distrikt Ohlstedt kennengelernt. Da gab es nur vehemente Gegner. Aber gut, eigentlich will ich nicht von Ohlstedt auf die SPD Hamburg schließen. Dort wo ich damals herkam, wären die Ohlstedter SPD-Mitglieder größtenteils in der CDU gewesen.

Nach meiner langen Parteiabstinenz wurden Erinnerungen wach.

Offensichtlich gibt es immer noch Stamokaps bei den Jusos (wieso gehen solche Leute in diese Partei? Die Linkspartei braucht doch viel eher neue Mitglieder in Hamburg!). Eine Junggenossin warf Stapelfeldt vor, eine Agentin des Kapitals und eine Standortnationalistin zu sein.

Den Fleißkärtchenverteiler gibt es auch noch. Olaf Hanik rechnete die Anzahl der kleinen Anfragen und Reden der beiden Kandidaten vor.

Eine Zwischenfragerin ist wohl Anhängerin des leninistischen Parteimodells. Sie fragte allen Ernstes, wer denn Stapelfeldt legitimiert habe, gegen Petersen zu kandidieren. Als ob jemand für eine Kandidatur in einer demokratischen Partei legitimiert sein müsste!

Den älteren männlichen (Ex-)Parteifunktionär, der 68 und die Folgen immer noch nicht verdaut hat, gibt es auch noch. Hinter mir drei Herren über Stapelfeldt:

„Die war doch in den Siebzigern Asta-Vorsitzende?“

„Ja. Die muss doch bei einer K-Gruppe gewesen sein!“

Jetzt habe ich aber Angst!

Den Webseiten nach zu urteilen, kämpft hier Web 2.0 mit Web 1.0. Stapelfeldts Seite (mit WordPress erstellt) erlaubt wie bei Blogs üblich Kommentare und hat einen RSS-Feed. Man kann sich auch als Unterstützer eintragen. Petersens Webseite sieht dagegen eher herkömmlich aus und erlaubt keine Kommunikation. Eine klassische „Der Politiker spricht zu seinem Volk“-Seite eben, noch nicht einmal oft aktualisiert. Ein Ausblick auf den Stil im richtigen Wahlkampf?

Ich finde einen internen Vorwahlkampf klasse. Eigentlich sollte die Kandidatenfindung immer so laufen. Selten gab es so viele Informationen über SPD-Politik in den Medien.

Und wen nun am Sonntag wählen? Ich weiß es immer noch nicht. Petersen wäre vielleicht für das eher bürgerliche Hamburg der richtige Kandidat, müsste dann aber mit dem Makel leben, offensichtlich nicht die Unterstützung der Parteiführung zu haben.

Eine Frau als Bürgermeisterin wäre mal etwas Neues. Stapelfeldt ist aber auch schon zu lange dabei, um richtig frischen Wind in die etwas spießige SPD-Hamburg zu bringen.