Monat: Oktober 2005

Aus der Geschichte nichts gelernt

Wiederholt Europa einen alten Fehler?

Der iranische Präsident Ahmadinedschad fordert in einer Rede vor Studenten (Frankfurter Rundschau, Jerusalem Post) die „Tilgung Israels von der Landkarte“:

Es gibt keinen Zweifel: Die neue (Anschlags-)Welle in Palästina wird das Stigma im Antlitz der islamischen Welt ausradieren … Jeder, der Israel anerkennt, wird im Zornesfeuer der islamischen Nation verbrennen.

Und in Europa regt sich nur lauer Protest. Zwar kritisiert die Bundesregierung die Rede als „völlig unakzeptabel“, wiegt dann aber laut Frankfurter Rundschau ab:

Die Rede sei allerdings wohl nicht als gezieltes Eskalationssignal nach außen zu verstehen, hieß es in ersten internen Einschätzungen. Ahmadinedschad sei vielmehr offenbar bemüht, sich seiner radikalen Gefolgschaft zu empfehlen. Wieweit sich die aggressive Tonlage über den Anlass hinaus zur ständigen Rhetorik verfestige, lasse sich noch nicht abschätzen.

Dabei hatte die Konferenz, auf der Irans Präsident diese Rede hielt, nur ein Thema: „Die Welt ohne Zionismus“.

Leon de Winter erinnert an die Reaktion Europas auf den deutschen Faschismus:

German fascism should be dealt with through negotiations, they declared. I recently read a piece about how Churchill was reviled by the young pacifist intellectuals at Oxford in the Thirties. He was a warmonger, he was looking for a repetition of the atrocities of WW1. They despised him.

Er wirft Europa vor, auch jetzt wieder die Augen zu verschließen.

Der TAZ hat zu dieser Geschichte nur eine Agenturmeldung abgedruckt. Wie groß wäre die Meldung wohl, wenn Israel und/oder die USA die Atomanlagen Irans bombardierten?

Der Islamismus ist der Faschismus des 21. Jahrhunderts. Wie die Faschisten wollen die Islamisten alles und jeden vernichten, der nicht so leben will, wie es sich islamistische Führer vorstellen.

Über die Atomwaffenträume Irans berichtet Bruno Schirra in Cicero.

Andere erwarten – wohl eher ironisch gemeint – einen großen Sturm der Entrüstung.

Ergänzung: Eine Übersicht über die Reaktionen bietet ein Artikel bei Spiegel-Online.

Breezy Badger (Ubuntu 5.10) ist da

Die neue Version von Ubuntu – Breezy Badger – ist da.

Eine deutschsprachige Übersicht über die Neuerungen gibt es bei ubuntuusers.de.

Ich habe mir schon den Release Candidate installiert.

Für mich das Wichtigste: Gnome 2.12 hat (rein subjektiv, ich habe keine Messungen gemacht) enorm an Tempo zugelegt.

Noch bei Gnome 2.10 hatte ich immer das Gefühl, mein Rechner würde ausgebremst. Immer musste ich einen Augenblick zu lange warten, bis das gewählte Menu erschien oder ein Dialogfeld sich öffnete. KDE und Windows XP liefen sehr viel flotter.

Gnome 2.12 ist jetzt ebenso schnell.

Ach ja, der Rechner: Athlon XP 2400. 1 GB RAM. Daher sollte also das lahme Gefühl bei Gnome 2.10 nicht kommen.

Download, bitte möglichst mit Bittorrent.

Oh Gott, Google!

Googles Suchergebnisse waren auch schon mal besser.

Bei der Suche nach „katholische Kirche Hamburg“ gibt Google als ersten Treffer die evangelisch-lutherische Kirche aus, dann die ukrainisch-katholische Kirche.

Dann folgen Links auf katholische-kirche-hamburg.icie.sk, katholische-kirche-hamburg.hau.be und katholische-kirche-hamburg.interfriend.sk. Bei den Links landet man bei Seiten zum Thema „Adult Friend Finder Sex-Kontaktanzeigen“.

Wenn die Suchmaschinenspammer so weitermachen, finden wir bald nichts mehr in Netz.

Yahoo kann es übrigens besser. Die Seiten des Erzbistums Hamburg kommen an erster Stelle.

Ergänzung, 14. Oktober: Mittlerweile ist das Erzbistum Hamburg auch bei Google an erster Stelle. Vielleicht sollten alle Blogger unzureichende Suchergebnisse mit einer „richtigen“ Verlinkung korrigieren.

Ohrwurm des Tages

Das swingt schon den ganzen Tag in meinem Kopf herum: Miles Davis, So what (MP3-Download).

Sitze im Bus, der Fuß wippt im Takt und und leise summe ich vor mich hin. Meine Mitfahrer gucken schon so komisch…

Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur: Podcast-Offensive

Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur gehen in die Podcast-Offensive.

Gleich acht verschiedene Programmteile bieten die beiden Sender per Podcast an. Darunter meine Favoriten: Der Büchermarkt (eine etwa 20minütige Sendung zum Thema, na was wohl?), die Beiträge der Sendung Fazit und das Politische Feuilleton.

Fehler Nummer 1

Aus der FAQ von Mark Shuttleworth zu Ubuntu:

Why do I do Ubuntu?

To fix bug #1 of course.

Und was ist Fehler Nummer 1?

Microsoft has a majority market share

Non-free software is holding back innovation in the IT industry, restricting access to IT to a small part of the world’s population and limiting the ability of software developers to reach their full potential, globally. This bug is widely evident in the PC industry.

Ein Mann mit einer Mission ;-)

Rights Management auf alten Medien

Manchmal ist folgende Übung hilfreich, um sich den Unsinn vor Augen zu führen, der in der „digitalen Welt“ blüht: Man stelle sich dieselbe „Lösung“ einfach in der realen Welt vor.

Beispiel DRM: Digital Rights Management nennen es die Erfinder der Technik, Digital Restrictions Management trifft die Sache eher.

Was für eine Frechheit DRM-Techniken und die zugehörigen Nutzungsbedingungen sind, wird aber erst klar, wenn man sie einmal auf ein altes Medium wie das Buch anwendet.

Das hat Mathias Schindler in seinem Weblogs getan: Nutzungsbestimmungen eines Buches

Der Blackberry, die Sicherheit und die nationale Abh

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt davor, den Mail-Push-Dienst der Firma Blackberry zu benutzen. (Siehe Artikel bei Heise)

Alle E-Mails, die auf den Blackberrys angezeigt werden, durchlaufen die Server der Firma Blackberry, die in den USA stehen. Damit können amerikanische Behörden auf die E-Mails zugreifen. So wie deutsche Behörden auf E-Mails zugreifen, die auf Servern in Deutschland liegen.

Eines ist richtig an dieser Warnung. Wer den Blackberry benutzt, fügt noch einen weiteren Server in die „Lieferkette“ der E-Mail ein. Jeder weitere Server ist natürlich potentiell ein Sicherheitsloch.

Unverschlüsselte E-Mails sind grundsätzlich ein Problem, weil sie auf dem Weg vom Sender zum Empfänger von jedem gelesen werden können, die Zugriff auf den Datenverkehr zwischen den Servern hat. Und das sind nicht wenige. Im Prinzip können die Datenpakete an jedem Router abgegriffen werden.

Deutsche Behörden haben aber keinen Zugriff auf die Server der Firma Blackberry. Mir scheint, dies ist das größte „Sicherheitsproblem“ für unsere Abhörpolitiker. Wo bleiben die Warnungen des BSI vor Gmail, AOL, Yahoo.com und anderen Providern, deren Server nicht in Deutschland stehen?

Microsoft Office und PDF

Etwas überraschend hat Microsoft angekündigt, dass die kommende Office Version 12 auch PDF-Unterstützung bieten wird.

Hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen – für das PDF-Format. Wenn Microsoft wie üblich handelt, wird es in ein paar Jahren vielleicht kein einheitliches PDF mehr geben, sondern eines von Microsoft und ein „anderes“.

Denn auch wenn Openoffice weiter Marktanteile gewinnt, wird Microsoft Office noch viele Jahre lang der Marktführer sein. Und das bedeutet, dass in zwei oder drei Jahren, wenn die neue Office-Version sich erst einmal ausgebreitet hat, ein großer Teil der Dokumente im PDF-Format mir Microsoft Office erstellt sein wird.

Dann kann Microsoft es wie üblich machen: Eine „Erweiterung“ einbauen, die viele Vorteile verspricht. Microsoft wird selbstverständlich einen Reader anbieten, der diese Erweiterungen voll ausnutzt. Nur die anderen Reader (von Adobe und die Reader von MacOS und Linux) werden diese Dateien nicht mehr anzeigen können.

Und dann ist es mit der Portabilität von PDF vorbei.

Microsoft will ein eigenes Format einführen, das dieselben Funktionen wie PDF bietet: Metro. Microsoft könnte auf diese Weise die beiden Formate im Bewusstsein der Anwender vermischen und die Unterschiede verschwimmen lassen. Ein und derselbe Reader wird beide Formate anzeigen, mit demselben Dateisymbol im Explorer. Für den Nur-Microsoft-Anwender werden beide Formate dasselbe leisten.

Office wird dann beim Export nach PDF vorschlagen, das ausgereiftere Metro-Format zu benutzen. Und so wird sich dieses Format klammheimlich durchsetzen.

Hoffentlich nur ein Albtraum.