Rot-Grün ist am Ende. Und ich fühle mich wie ein Scheidungskind.

Ich bin immer ein Rot-Grüner gewesen, bei jeder Seite fehlen mir Aspekte der anderen Partei: Der SPD fehlen Ideen bei den Themen Energie- und Verkehrspolitik. Hier ist sie richtig konservativ. Die Grünen sind bei der Wirtschafts- und Sozialpolitik oft zu nahe bei der FDP. Dem grünen akademischen Mittelstand fehlt oft die Bodenhaftung.

Dass ich in der SPD gelandet bin, war Zufall: Ich kannte jemanden bei den Jusos, bei den Grünen niemanden. Es gab seinerzeit keine Jugendorganisation und mit meinen Lehrern wollte ich nicht zusammenarbeiten. So bin ich Mitglied der SPD geworden.

Aber meine Hoffnung war nicht ein sozialdemokratisches Deutschland. Meine Hoffnung war das „rot-grüne Projekt“. Gemeinsam, dachte ich, sollten die beiden Parteien Deutschland zum Besseren verändern: Sozial gerecht, mit sauberer Energieversorgung und einem sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft, der gleichzeitig gute Arbeitsplätze schafft.

Ich war nicht der Einzige. Als sich bei einer Landtagswahl in Niedersachsen eine absolute Mehrheit für Schröder abzeichnete (ja, das gab es einmal!), war ich mir mit vielen Jusos einig: Grün wählen, um eine rein rote Regierung zu verhindern. Denn da hätte etwas gefehlt.

Aus. Vorbei. Sie haben sich getrennt. Und als Scheidungskind muss ich mich für eine Seite entscheiden.

Oder aber, politisch endlich erwachsen, neue eigene Wege gehen? Dem schwarzen Schaf der Familie, Oskar Lafontaine folgen? Oder gleich beim Nachbarn Gregor einziehen? Oder die eigene Ein-Zimmer-Wohnung?