Monat: November 2004

Open Source sollte auch Open Communication hei

Musste das wirklich sein?

Es ist ja jedem klar, dass die Entwickler auch leben müssen und dass die Stiftung dafür Geld braucht.

Aber bitte: Sagt mir vorher, wohin ihr meine Daten leitet. Mit der Werbung im kostenlosen Opera kann ich auch leben. Denn da werden keine heimlichem Links und Auswertungen gemacht. Aber Heimlichkeit ist der Stil von Microsoft…

Und nein lieber Axel Hecht (etwas scrollen), es reicht nicht aus, in Bugzilla Einträge zu schreiben. Wer liest denn das schon außer Entwicklern? Das muss mindestens in den Release Notes prominent erwähnt werden. Und das Installationsprogramm muss nachfragen und eine Alternativversion anbieten. So sollte es bei vertrauenswürdiger Software sein.

Und lieber A. Topal, was ist euch denn noch „Jacke wie Hose“ beim Thema Datenschutz?

Ich werde auch weiter den Firefox benutzen, aber etwas misstrauischer sehe ich die Sache nun doch.

Und was ist mit anderer Open Source? OSS hat einen gwaltigen Vertrauensvorsprung, aber der kann leicht verspielt werden. Und ich kann übrigens nicht den Source Code jeder Anwendung durchsehen. Ich bin kein Programmierer, aber selbst wenn: Hätte ich die Zeit dazu?

(Update): Opera nutzt das auch.

964

Ich bin der 964. Spender bei „Firefox kommt“.

Nur notiert, damit ich mich schneller in der Anzeige finde. (Nein, ich bin nicht eitel. ;-)

Wir arbeiten doch länger

Ich habe mich ja schon gefragt, ob ich eigentlich der Einzige ohne 35-Stunden-Woche bin?

Nun haben wir es auch offiziell: So faul sind wir gar nicht, wie uns die neoliberalen Propagandisten einreden wollen.

Laut des aktuellen Wochenberichts (PDF) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung arbeiten die Deutschen nämlich im Durchschnitt 41 Stunden die Woche.

Eine „statistische Überraschung“ nennt das der Spiegel. Wie lange diese Erkenntnis wohl hält? Sicher wird noch in diesem Jahr eine große Geschichte unter der Überschrift „Wir müssen alle länger arbeiten“ im Spiegel erscheinen.

Die CDU und die Gesundheit

Laut FAZ fasste Friedrich Merz bei einer Telefonkonferenz des CDU-Präsidiums den Kompromiss zwischen CDU und CSU zur Gesundheitsreform so zusammen:

Also, es gibt zwei gute Nachrichten und eine schlechte. Die erste gute Nachricht ist, dass der Dauerkonflikt mit der CSU über die Gesundheitsreform zu Ende ist. Die schlechte Nachricht ist, dass das Ganze einen unglaublichen bürokratischen Aufwand verursachen würde. Aber damit können wir leben, denn die zweite gute Nachricht lautet: das Ding wird so nie kommen. Das verhindert die FDP.

Diese Haltung sei eher Konsens als Minderheitsmeinung, schreibt die FAZ.

Fazit: Ein brauchbares Konzept für die Gesundheitsreform ist schon lange nicht mehr das Ziel der CDU. Hauptsache das Thema ist vom Tisch. Dann wird populistisch Wahlkampf geführt mit einem unfinanzierbaren Konzept. Sollte man gewinnen und dann leider tatsächlich gestalten müssen, hat man ja noch die FDP, die „leider, leider alles verhindert“. Oder zum Glück, dann blamiert man sich nicht.

Zukunft der Wehrpflicht – Fachtagung der SPD

Die Redebeiträge zur SPD-Fachtagung „Zukunft der Wehrverfassung“ sind jetzt im Internet verfügbar.

Die SPD und die Wehrpflicht

Die SPD diskutiert die Wehrpflicht. Im nächsten Jahr soll ein Parteitag entscheiden, ob die SPD weiter für die Wehrpflicht ist.

In der demnächst noch 250.000 Mann starken Bundeswehr wird es bald nur noch 30.000 Wehrpflichtige geben. Nur noch ein kleiner Teil der Wehrpflichtigen wird eingezogen. Wir haben also keine Allgemeine, sondern nur noch eine Auswahlwehrpflicht.

Passend dazu brachte NDRInfo in seiner Sendung „Streitkräfte und Strategien“ einen historischen Rückblick (PDF, etwa ab Seite 10) von Prof. Wolfram Wette auf die SPD und die Wehrpflicht – und auf die damit verbundenen Hoffnungen:

Die frühen Sozialdemokraten verstanden die Wehrpflicht als ein Recht zur Teilhabe an der Staatsmacht. Sie hofften, die Allgemeine Wehrpflicht als einen Hebel zur politischen Veränderung einsetzen zu können. Eben dieses meinte der sozialdemokratische Parteiführer August Bebel, als er im Jahre 1872, während des Leipziger Hochverratsprozesses, öffentlich ausführte – Zitat: „Mit dem Immer-weiter-um-sich-Greifen der sozialistischen Idee werde dieselbe auch unter dem Militär verbreitet werden, und schließlich könne es wohl dahin kommen, dass, wenn das Militär zum Schießen kommandiert werde, es ganz woanders hin schieße, als ihm geheißen werde.“

Die Hoffnung habe sich nicht erfüllt. Eher sei es umgekehrt gewesen und der Militarismus sei noch gestärkt worden.

Nach dem 2. Weltkrieg war die SPD erst einmal schlauer. 1955, bei den Beratungen der neuen Wehrgesetze, führte der sozialdemokratische Rechtsexperte Adolf Arndt aus:

Demokratie und Militär sind bei allen Völkern und zu allen Zeiten schwer miteinander vereinbare Gegensätze gewesen. Demokratie ist ihrem Wesen nach Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Das Gesetz des Militärs aber ist der Gehorsam in einem Verband, der durch Befehl regiert wird. Demokratie ist Aufteilung der Macht und Gleichgewicht durch gegenseitige Kontrolle. Militär ist Zusammenballung der Macht und Unterordnung.

Und der damalige verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Fritz Erler, sagte:

Der Geist der Gesamtarmee hängt – auch wenn Sie die Wehrpflicht einführen – nicht von der Gesinnung der Wehrpflichtigen, sondern von der Gesinnung des Kerns und der Vorgesetzten ab, […] denn der ist in beiden Fällen identisch.

Wer glaubt, eine im Kern undemokratische Armee durch Wehrpflichtige demokratisieren zu können, irrt sich. Eine Armee ist so wie ihre Führungskräfte – egal ob Wehrpflicht- oder Berufsarmee.

Submission zum Herunterladen

Der Film „Submission“ des ermordeten niederländischen Filmeachers Theo van Gogh kann auf der Seite „Genoeg nu“ heruntergeladen werden.

(Update) Bei „Genoeg nu“ ist der Film nicht mehr zu bekommen. Vielleicht haben sie nur ihr Übertragungsvolumen verbraucht, wer weiß?

Aber bei ifilm gibt es ihn noch, wenn auch nur als Livestream.

(Quelle: Telepolis)

Tango in Paris

Die Zeit hat in ihrem Reiseteil heute einen schönen Artikel über argentinischen Tango in Paris samt Adressen.

Vor ein paar Jahren noch schien Tango ein Fossil. Menschen unterhalb der Pensionsgrenze dachten dabei an Pomade und Mottenkugeln. Nun gibt es ihn wieder, und seine zweite Hauptstadt ist Paris. Unzählige Tanzveranstaltungen, milongas genannt, finden hier jeden Abend statt. Im Sommer wird am Quai Saint-Bernard unter freiem Himmel getanzt. Und nicht nur aficionados schätzen den wehmütigen Klang des Bandoneons. Tango hat den Dancefloor erobert. Er gehört zum Soundtrack der Nacht.

Genosse Nachwuchs

Das kann Genosse Karteileiche (nämlich mich) doch noch zu einer Parteiveranstaltung locken! Olaf Scholz lädt ein:

„Genosse Nachwuchs“ ist der amüsante und kritische Erfahrungsbericht des frisch gebackenen „Genossen“ Nicol Ljubic. Angespornt durch den Wunsch, etwas zu verändern, begibt sich der Autor selbst als aktives Parteimitglied in die Niederungen der ältesten Volkspartei Deutschlands, der SPD. Er führt Tagebuch über Eingewöhnungsphase, Wahlkampf, Arbeit an der Basis und Begegnungen mit den ganz Großen der Politik. In herzlich-spöttischer Weise schildert Nicol Ljubic sein Freud und Leid im Umgang mit persönlichem und schriftlichem Kontakt zur Partei, unter anderem auch mit dem vorherigen Generalsekretär der SPD, Olaf Scholz.

Nicol Ljubic feierte den Wahlsieg Gerhard Schröders bei der Bundestagswahl 1998, damals war er noch kein Parteimitglied, auf einer Wahlparty in der Holstenstraße. Nur wenige Meter weiter feierte Olaf Scholz seinen Einzug in den Deutschen Bundestag, als Direktkandidat des Wahlkreises Hamburg-Altona. Auch in Berlin wohnen beide nur wenige Straßen voneinander entfernt, im Bötzowviertel im Prenzlauer Berg.

19:30 Uhr am Montag, 08. November 2004
Ort:
Foyer Altonaer Theater
Museumstr. 17, Ottensen

Rezension bei: Nico, Vorwärts, Spiegel

Das neue Polizeigesetz der SPD in Hamburg

Reformen von Polizei- und Geheimdienstgesetzen laufen fast immer nach demselben Muster ab: Egal ob Opposition oder Regierung, egal ob rechts oder links, am Ende sind die Gesetze strenger als zuvor und erweitern die Befugnisse der Behörden oder eröffnen ihnen ganz neue Möglichkeiten. Gesetze, die den Bürgern wieder mehr Freiheiten geben und den Schutz der Privatsphäre ausweiten, sind eher die Ausnahme.

So ist es auch dieses Mal in Hamburg. Eine Reform des Polizeigesetzes muss her. Weiterlesen