Monat: Juli 2004

Inverssuche mit Uralt-Daten

Vor drei Jahren bin ich umgezogen, aber mein alter Vermieter schickt mir immer noch die Briefe hinterher, auch wenn es nur bunte Werbung ist.

Gestern kam die Post von der Telekom. Keine Werbung, sondern der Informationsbrief zur so genannten Inverssuche bei der Telefonauskunft.

Ich habe meine Adresse gleich sperren lassen. Ein Anruf bei 01375 / 10 33 00 und 12 Cent war es mir wert.

Aber wenn die Daten der Telekom drei Jahre alt sind, erledigt sich das Thema von selbst. Und ich bin für die Telekom nicht etwa unbekannt verzogen, nein, nein, ich war die letzten drei Jahre immer noch Kunde dort, habe die Rufnummer mitgenommen und bekomme meine Rechnungen auch an die richtige Adresse.

Was die Völker glauben

Sophie (bis jetzt kein Weblog) schickte mir das aus dem Tagespiegel von gestern. Bitte auch nicht so bierernst nehmen.

(…) Das Meinungsforschungsinstitut Gallup befragt die Amerikaner regelmäßig nach ihrer Einstellung zur Religion. Eigentlich könnten sie sich diese Mühe sparen, denn die Einstellung der Amerikaner zur Religion ist in etwa so konstant wie die Einstellung der Italiener zu ihrer Mutter. Auf die Frage „Glauben Sie an Gott?“ antworten zur Zeit 96 Prozent: „Ja.“ Das religiöseste Jahr der jüngeren US-Geschichte war 1954, damals glaubten, vielleicht unter dem Eindruck der ersten Rock’n’Roll-Konzerte, 99 Prozent an Gott. 1978 dagegen war das Jahr des großen Unglaubens: nur 94 Prozent.

Neuerdings gehen sie bei Gallup mehr ins Detail. Sie haben auf diese Weise herausgefunden, dass drei Prozent der US-Bürger an mehrere Götter gleichzeitig glauben. Acht Prozent sind der Ansicht, sie selber seien Gott: „Gott ist für mich die Verwirklichung meines persönlichen Potenzials.“ Um diese Zahlen einschätzen zu können, sollte man wissen, dass bei den Briten nur 36 Prozent an Gott glauben, während dort 57 Prozent die Existenz von Gespenstern für erwiesen halten und 47 Prozent annehmen, dass vor einiger Zeit Aliens auf der Erde gelandet sind. So spirituell unterschiedlich sind die Völker.

iTunes Music Store und die Independents

Wie sieht die Kalkulation bei herkömmlichen Vertriebswegen für Independents aus? In einem Kommentar zum Heise-Artikel über die Independents und Apple berichtet ein Mitarbeiter des Independent-Labels Emmuty:

Independent Auflagen einer CD liegen pro Jahr zwischen 500 und 5000 Stück.Meist um die 1000-2000 Stück.

Wenn Du als Label selber für 15,- Euro pro Stück verkaufen kannst…super.

Zu 90% gehen die aber in einen Vertrieb und der bietet Dir pro CD zwischen 5-6,- Euro an. Macht bei 2000 Stück 12000,- Euro,
abzüglich MwSt, abzüglich Einkommenssteuer, Werbung, Telefon, Porto. Abzüglich 7000,- Euro Produktionskosten…

Sprich: Ich verdiene erst im zweiten Jahr was.

Und dann noch ein paar Bemerkungen über GEMA und sonstige Vereine, die auch noch Geld bekommen.

So schlecht kann das Angebot von Apple doch gar nicht sein, dass ein Indenpendent-Label iTunes ablehnen kann?

Außerdem gibt es technisch Unterstützung von Apple gerade für kleine Labels.

iTMS RSS-Feed

Den hatte ich noch gar nicht gesehen:

Es gibt einen persönlich konfigurierbaren RSS-Feed vom iTunes Music Store.

Das nenn ich Service.

(Gefunden dank eines Beitrags im Heise-Forum. Manchmal lohnt es sich doch, da zu lesen)

Mini-Essay

Bernd Rauschenbach von der Arno-Schmidt-Stiftung hat folgenden Mini-Essay in einem Zettelkasten Arno Schmidts gefunden:

Musil’s ‚M. o. Ei‘ ? : handelt auch bloß vom Fick’n !

War schon ein Witzbold, der Arno. Aber verkannt.

(ASml-News Nr. 22)

Firefox Switcher

Wohl inspiriert von anderen Switchern – die Firefox-Switcher (via Webpropaganda)

Alles so schön bunt hier

Gestern war also der große Tag für GMX: Der Neustart mit neuer Oberfläche.

Erster Eindruck: Sehr quietschbonbonbunt, angepasst an das Standard-Farbschema von Windows XP.

Seht gut: GMX scheint sich an Standards zu halten. Damit sollten die Seiten überall gleich aussehen.

Die Neugier unter den GMX-Kunden muss groß gewesen sein. Immerhin kam es anfangs zu Lastproblemen. Ich habe nichts gemerkt, obwohl ich fast immer meine Mailseite geöffnet habe und heute Abend ging auch IMAP wie gewohnt.

Schade nur: Außer Farbtopf war wohl nichts. Ach doch: Die Portal-Funktionen sind jetzt auch verfügbar, wenn man nicht angemeldet ist. Soll heißen: Einkaufen und „Nachrichten“ lesen dürfen jetzt auch Nicht-GMX-Kunden.

Soll es das jetzt sein? Ein Portal wie viele andere auch mit zugekauften Inhalten und Verkauf über Partnershops?

Liebe GMXler: Überzeugt doch bitte mit Funktionen, die euer Kerngeschäft ausmachen: Kommunikation.

Da gäbe es noch einiges: Verschlüsselung der Mails, vernünftige Suche im Postfach, vielleicht eine Usenet-Schnittstelle, ein integrierter RSS-Reader oder auch Instant Messaging (und bitte etwas offenes: Jabber). Mehr Speicher will ich gar nicht, da kann die Konkurrent noch so protzen (bei Web.de ist dafür die Anzahl der Mails beschränkt, welch Unsinn). Aber bei der Gestaltung der Benutzerschnittstelle schläft die Konkurrenz nicht: Yahoo hat Oddpost gekauft. Und wenn die Oberfläche auch mal mit anderen Browsern funktioniert, wäre das vielleicht ein Grund zum Wechseln.

Bitoogle – Google für Bittorrents

Bitoogle ist ein Suchdienst für Bittorrent-Downloads. (Geek News). Wie lange Google die wohl gewähren lässt?

Der selbstherrliche Freiherr

Nico scheint alles zu sammeln, was die Hamburger Regierung so wirklich unsympathisch macht.

Ole von Beust tut was er will. Was scheren ihn Wählervoten? 76,8% der Wähler hatten gegen eine mehrheitliche Privatisierung der Landesbetriebe Krankenhäuser gestimmt. Darunter müssen auch viele CDU-Wähler gewesen sein. Und? Jetzt will Freiherr von Beust trotzdem 74,9 Prozent des LBK verkaufen.

Und es gibt nur einen Interessenten: Die Asklepios Kliniken GmbH. Ob so wenigstens ein guter Preis erreicht werden kann? Ob sich das alles rechnet, ist fraglich.

Die MoPo giftet:

Wie ehedem „Gutsherr Honni“ in seinem Arbeiter- und Bauernstaat DDR, beorderte Bürgermeister Ole von Beust Hamburgs Chefredakteure ins Gästehaus des Senats. Er wollte ihnen seine Bewertung des vor sieben Monaten aus taktischen Gründen ins künstliche Koma versenkten und nun in alter Frische wiederbelebten LBK-Mehrheitsverkaufs in den Block diktieren.

Das gibt wohl noch einen Streit vor dem Verfassungsgericht. Die Taz meldet:

Unklar ist immer noch die entscheidende, verfassungsrechtliche Frage, ob die Bürgerschaft dem jetzigen Senatspaket überhaupt zustimmen darf, was Voraussetzung für den Deal wäre. Denn das Hamburgische Verfassungsgericht hatte Mitte Dezember 2003 eindeutig festgestellt, dass einer Initiative schon nach der Hürde des Volksbegehrens der Status eines Verfassungsorgans eingeräumt werden muss, das der Bürgerschaft gleichzusetzen ist. Nachdem nun die Bürgerschaft beim Volksentscheid als „Gegenpart“ aufgetreten war und die Entscheidung in die Hand des Volkes gelegt hatte, und dieses mit 76,8 Prozent gegen einen Mehrheitsverkauf votierte, ist das Parlament – als unterlegenes Verfassungsorgan – an die Entscheidung gebunden.

Auch Baden wird schwieriger: Nico verlinkt einen Artikel des Abendblatts, in dem über die Schließungspläne für die Schwimmoper berichtet wird. Und außerdem so ganz nebenbei auch darüber, dass Schulschwimmen demnächst nicht mehr stattfindet!

Und der nächste Hammer könnte schon bald kommen: Die Privatisierung der Wasserversorgung in Hamburg. Die Taz berichtet:

Ein ausgewiesener Privatisierungsfreund soll neuer Geschäftsführer der Hamburger Wasserwerke (HWW) werden – und das, obwohl CDU und Senat versichern, das profitable Unternehmen werde nicht privatisiert. Dass Michael Beckereit von Haus aus zudem Abwasserfachmann ist, lässt bei der Volksinitiative „Unser-Wasser-Hamburg“ alle Alarmglocken schrillen. Nach deren Horror-Szenario würden die HWW die Stadtentwässerung (HSE) von der Stadt kaufen und dies durch den Verkauf von Anteilen an einen privaten Kapitalgeber finanzieren. Vom 23. August bis zum 6. September wird die Initiative Unterschriften für ein Volksbegehren gegen den Verkauf der HWW sammeln.

Auch dagegen gibt es ein Volksbegehren.

Vertreibung aus dem Paradies

Ist es bald vorbei mit dem Internet als Hoffnung auf freien Meinungsaustausch und und friedlichem globalen Dorf?

Die Zahl der Internetnutzer ist kräftig gewachsen. Jetzt scheint eine Art kritischer Masse erreicht zu sein. Das Internet bietet einfach zu viele Freiheiten.

Die Urheberrechtsverwertungsindustrie darf demnächst selbst bei Providern anklopfen und von ihnen Kunden- und Verbindungsdaten verlangen. Was wird die Industrie damit machen? Datenbanken erstellen? Wird sie bald selber Wohnungen durchsuchen und Festplatten beschlagnahmen dürfen?

China nächster Exportschlager wird vielleicht eine Software:

Ein neu entwickeltes Echtzeit-Überwachungssystem sucht in den Textnachrichten nach Begriffen oder Redewendungen, die auf einem nicht näher spezifiziertem Index stehen.

Natürlich mal wieder nur nach Nachrichten mit pornografischem und obszönem Inhalt. Schon klar.

Und bald wird das chinesiche Netz dann ganz sauber: China möchte ein eigenes Internetprotokoll (Ipv9) einführen. Es wird natürlich Übergänge zum internationalen Netz geben. Nur: Die kann die Regierung dann auch ganz genau kontrollieren.

Ein wenig Trost, zumindest für Deutschland: Es gibt noch Datenschützer, die protestieren. Und vielleicht bekommt die Regierung doch noch ein Informationsfreiheitsgesetz hin, bevor sie abgewählt wird.

Ich sollte nicht mehr bei Heise lesen.