Monat: Juni 2004

Mehr Telefonlauscher

In Deutschland werden immer mehr Telefone abgehört. Darauf weist der Bundesbeauftragte für den Datenschutz in einer Pressemitteilung hin:

Waren es im Jahr 2002 noch 21.874, belief sich die Zahl der Überwachungsmaßnahmen im Jahr 2003 auf insgesamt 24.441 Anordnungen. Im Vergleich dazu wurden im Jahr 1995 lediglich 4.674 Überwachungsanordnungen gezählt. Dies ist eine Steigerung von mehr als 400 % in weniger als einem Jahrzehnt.

Quelle: Frankfurter Rundschau

Deutschlandfunk on Demand

Nicht mehr ganz so neu, aber ich habe es erst jetzt entdeckt:

Es gibt viele Sendungen von Deutschalndfunk und Deutschlandradio jetzt als Audio on Demand.

Tango Live Malerei

Gestern auf Tangoabschlussfest im La Yumba: Showtanz mit Angela und Ivan und gleichzeitig Live-Malerei mit Ute Spingler. Was ist beeindruckender? Ein tolles Paar auf der Tanzfläche oder die Malerin, die in den wenigen Minuten dieses Paar auf Papier einfängt?

Nicht zu entscheiden. Abwechselnd habe ich beides angeschaut. Und ein Bild von ihr steht ab jetzt auf meiner Wunschliste.

Sie gestaltet das Titelbild der nächsten Tangodanza.

Erster Eindruck vom iTunes Music Store

Nun ist er also gestartet, der lange erwartete iTunes Music Store.

Also Account erstellt und los: Technisch keine Probleme, Bedienung einfach wie von iTunes gewohnt.

Bleibt die Frage, wie gut das Angebot ist. Ich teste mal:

Esbjorn Svensson Trio – Nichts
Norah Jones – Die aktuelle CD ist nicht dabei
Jane Monheit – Nichts
Julia Hülsmann – Nichts
Nils Landgren – Nichts

Nun kann bestimmt jeder eher exotische Künstler aufzählen. Ich gebe ja zu, die gehören nicht gerade zum Massenmainstream. Obwohl zumindest EST sehr erfolgreich in Europa sind. Die sollten also doch noch irgendwann auftauchen.

Der Traum von „Alle Musik nur einen Mausklick weg“ ist also noch lange nicht erfüllt.

Vielleicht ist es auch gut, sonst hätte ich mich heute Abend schon arm gemacht. Denn immerhin: Beady Belle, John Coltrane und Rebekka Bakken sind gekauft.

Der Shop ist heute gestartet, also darf er ruhig noch Lücken haben. Wenn Apple in Europa wirklich Erfolg hat, werden die Plattenfirmen vielleicht noch etwas freigiebiger.

Mehr Demokratie in Hamburg

Wenigstens ein gutes Ergebnis heute Abend: Der Vorschlag des Volksbegehrens für ein neues Wahlrecht ist angenommen. Hamburg wird 17 Wahlkreise bekommen und die Wähler mehr Einfluss als jemals zuvor. Die Initiative verkündet es schon auf ihrer Homepage:

Ab sofort gilt in Hamburg das neue Wahlrecht!!!

Mit Zweidrittel Mehrheit haben sich die Hamburgerinnen und Hamburger für unseren Entwurf entschieden.

Auf unseren Entwurf entfallen 247.364 JA Stimmen (bei 95% ausgezählten Stimmen). Damit haben wir auch das notwendige Quorum von 20 % der Wahlberechtigten geschafft.

Die genauen Ergebnisse gibt es beim Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig Holstein.

Mehr Demokratie – Ja zum Vorschlag der Initiative

Außer der Europawahl gibt es in Hamburg auch noch eine Abstimmung über ein neues Wahlrecht. Die Bürgerschaft schlägt ein Wahlrecht vor, wie es auch bei der Bundestagswahl gilt: Es soll 50 Wahlkreise geben und jede Partei stellt pro Wahlkreis einen Kandidaten auf. Ein Kandidat aus jedem Wahlkreis wird gewählt. Die übrigen Mitglieder der Bürgerschaft werden über eine Landesliste gewählt.

Das Volksbegehren will 17 Wahlkreise, dafür werden pro Wahlkreis mehrere Abgeordnete gewählt. Jede Partei stellt pro Wahlkreis eine Liste auf. Jeder Wähler verteilt bis zu fünf Stimmen auf Kandidaten seiner Wahl. Die Kandidaten müssen nicht alle derselben Partei angehören. Jeder Kandidat auf einer Liste hat eine Chance gewählt zu werden. Denn es sind die Kandidaten auf einer Liste gewählt, die die meisten Stimmen erhalten haben. Das kann auch der letzte auf der Liste sein.

Der Vorschlag der Bürgerschaft gibt uns Wählern kaum mehr Einfluss. Ich muss den vorgeschlagenen Kandidaten „meiner“ Partei wählen oder eben nicht. Es wird weiterhin rein parteiintern ausgekungelt, wer in die Bürgerschaft kommt. Bei dieser Art Wahlrecht kommt es außerdem zu „Erbhöfen“: Wahlkreise, die praktisch immer an dieselbe Partei gehen. Hier bestimmt dann nur noch die jeweilige Partei, wer in das Parlament kommt.

Demokratischer ist eindeutig der Vorschlag des Volksbegehrens. Ich kann zwischen mehreren Kandidaten „meiner“ Partei auswählen oder überzeugende Kandidaten aus unterschiedlichen Parteien wählen. Die Parteien stellen zwar noch eine Liste auf, aber dann entscheide ich, wen ich im Parlament haben möchte, nicht die Funktionärsküchenrunde einer Partei.

Zweiter Pluspunkt des Volksbegehren-Vorschlags: Bürgerschafts- und Bezirksversammlungswahlen sollen getrennt werden. Damit bekommt die Politik im Bezirk ein größeres Gewicht. Und vielleicht kennt man dann ja auch mal einen Abgeordneten aus der Bezirksversammlung?

Also morgen: Ja zum Vorschlag des Volksbegehrens, nein zum Vorschlag der Bürgerschaft.

Für mehr Demokratie

Diese Grafik steht nicht unter der Creative Commons Lizenz.

Relativ unsterblich

Ulrich Holbein gratuliert in der FR Perry Rhodan zu irgendeinem krummen Jubiläum.

Ich habe die „die größte Science-Fiction Serie der Welt“ auch mal gelesen, Lang her, 20 Jahre.

Vor 10 Jahren habe ich es noch einmal versucht, doch die alte Faszination kam nicht wieder.

Bleiben also die Erinnerungen an wildes Weglesen von riesigen Textbergen. Und das mehrfach, immer wieder. Wann habe ich zuletzt ein Buch noch einmal gelesen? Fällt mir nicht ein.

Feiertag

Zumindest in Frankfurt. So ist das eben, wenn man eine Zeitung aus dem südlicheren Teilen der Republik liest: Manchmal gibt es keine, so auch heute.

Wenn es nach den Feiertagen geht, müsste es der Wirtschaft in Norddeutschland blendend gehen.

Vorteil: Stammtisch

Die FR über den Fall Kaplan und die Medien:

Nur wenige Medien teilten ihren Lesern mit, dass der Fall Kaplan eigentlich nur eine Inszenierung war, bei der sich einige Medien und Politiker gegenseitig die Bälle zuspielten. Denn Kaplan hielt sich aller längst nicht nur auf die Springerpresse beschränkten Medienspekulationen zum Trotz weder im Untergrund noch im Ausland auf. Er hatte nicht einmal gegen ein Gesetz verstoßen, was Otto Diederichs in einem Kommentar für die Tageszeitung (taz) auf den Punkt brachte: „Doch was ist wirklich geschehen? Ein zur Abschiebung Vorgesehener, der bislang alle behördlichen Auflagen erfüllt hat, ist zum Zeitpunkt seiner geplanten Ingewahrsamnahme nicht daheim. Das musste er auch nicht.“

Das besonders die Bild-Zeitung die Tagesordnung der Politik mehr bestimmt als alles andere war aber spätestens seit Florida-Rolf bekannt.

Sind deutsche Unternehmer Miesmacher?

Nico zitiert aus einen Artikel im Handelsblatt (der nicht mehr online verfügbar ist):

Ausländische Führungskräfte beurteilen den Standort Deutschland optimistischer als heimische Top-Manager. Das geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young unter 513 Managern hervor, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Für ausländische Führungskräfte ist Deutschland hinter China und den USA der weltweit attraktivste Investitionsstandort.

Und dazu die ständig wachsenden Exportzahlen:

Im Jahresvergleich sei der Wert der Ausfuhren im März um 16,6 Prozent auf 65,0 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Importe zogen um 5,3 Prozent auf 48,5 Milliarden Euro an. Damit schloss Deutschland die Handelsbilanz im März mit einem Überschuss von 16,5 Milliarden Euro ab, die Leistungsbilanz mit 11,3 Milliarden Euro. Dabei stiegen vor allem die Exporte in Länder außerhalb der Europäischen Union (EU) stark an.

Aber durchsichtig ist das schon: Wenn alle glauben, der Standort Deutschland sei furchtbar, lassen sich die Löhne senken und Politiker erpressen.