Tasche des Terrors

Es ist kurz nach fünf, ich sitze in der U2 und bin auf dem Weg nach Hause. Wir fahren in die Station Schlump ein. Jemand ruft: „Hat jemand die Tasche vergessen?!“ Zuerst in den Wagen hinein, dann auf den Bahnsteig. Niemand meldet sich, auch nicht auf die Frage, ob jemand den Besitzer der Tasche gesehen habe.

Der Zug fährt nicht weiter. Ein paar Minuten vergehen. Oben fährt eine U3 ein und mehr Leute steigen in den Waggon ein. Jemand will sich in die leere Vierergruppe setzen. „Dort nicht! Dort nicht hinsetzen!“ Die Frau zuckt mit den Schultern und bleibt im Eingangsbereich des Wagens stehen.

Genervtes Stöhnen, Gemurmel, die werden doch nicht wegen so einer blöden Tasche einen Bombenalarm ausrufen?

Eine Durchsage: „Dies ist eine Anweisung der Polizei Hamburg. Bitte verlassen sie sofort den Zug und die Station! Der Bahnhof wird wegen eines herrenlosen Objekts geräumt!“

Kopfschütteln und verdrehte Augen. Die Sicherheitsleute scheuchen uns aus der Station. Panik hat niemand. Die meisten sind eher genervt, weil sie jetzt nicht so schnell nach Hause kommen.

Die U3 oben fährt noch. Über Hoheluft und mit dem Bus komme ich dann auch nach Hause.

Und hier die Tasche der Angst, unscharf mit meinem alten Handy aufgenommen.

Schon erstaunlich, dass so eine Tasche überhaupt während der Fahrt entdeckt wird. Oder hat sie jemand gemeldet? Oder streifen doch in zivil ständig Sicherheitsleute durch die Wagen auf der Suche nach verdächtigen Objekten?

5 Kommentare

Antworten

  1. Die Bahn war am Jungfernstieg fast leer. ich war ziemlich als erster drin. Da ich davon überzeugt bin, dass jemand mal ne Tasche liegen lassen kann, und ich total Anti-Panik bin hab ich mich einfach gesetzt wie alle anderen auch. Am Schlump waren dann die HVV Leute am Bahnsteig und haben es (glaube ich) zufällig gesehen (zumindest sind die grade am Wagen vorbei geschlendert). Die haben dann ins Abteil gefragt, und ich sagte, dass die schon am Jungfernstieg im Abteil lag. Daraufhin ist einer dann weg gegangen während der andere gewartet hat. Ein paar Minuten später kam dann die Durchsage, dass alle bitte den Zug und die U-Station verlassen mögen, was dann alle Fahrgäste relaxt und ohne Stress getan haben.

  2. So einfach ist das! Ok, mein letzter Absatz klang reichlich verschwörungstheoretisch.

    Es ist ja sicher nicht nur eine Tasche am Tag, die in der Bahn liegen bleibt.

    In der Meldung beim Abendblatt ist aus der Tasche gleich ein Koffer gweorden.

    Deine Antwort auf die Fragen der HVV-Mitarbeiter habe ich nicht gehört, ich saß bei der Tür am anderen Ende.

    Das alles so ruhig und eben eher nach dem Motto „Wird schon nichts sein!“ ablief, lässt im Ernstfall hoffen.

  3. Ja ich saß direkt im Vierer neben dem Todeskoffer. Der Einzige den es echt gestresst hat war der HVV-Mann. Der war doch arg angespannt. Naja. Alles mal wieder in Ordnung im öffentlichen Nahverkehr.

  4. Ein bißchen bin ich ja doch beruhigt über die Reaktion.

  5. Da fällt mir noch dazu ein:

    http://www.youtube.com/watch?v=unX6mu4OxE8

    Ich finde Volker Pispers drückt das in dem Video sehr schön aus. ;) Am besten gefiel mir der Satz: Da muß ein alter Al-Kaida Kämpfer lange dran stricken. *grins*